Hallo Antikefan,
kurz vor Weihnachten, die Frau backt Kekse wobei der Mann nur stört, der Mann hat so wieder etwas Zeit sich mit Büchern zu befassen. Also habe ich mal wieder bei Tacitus reingeschaut.
Tacitus beschreibt in seiner Germania auch die größten germanischen Flüsse.
„Der Rhein, auf unzugänglicher und schroffer Berghöhe der Rhätischen Alpen entspringend, wendet sich in mäßiger Biegung nach Westen und mündet dann in das Nordmeer.“, (Germania,1)
„Die Donau, einem sanften und gemächlich ansteigenden Rücken des Abnobagebirges entströmend, berührt eine Reihe von Völkern, ehe sie mit sechs Armen in Schwarze Meer eindringt; eine Siebte Mündung verliert sich in Sümpfen.“
Tacitus (Germania,41) erklärt zur Elbe: „Näher – um wie vorhin dem Rhein, so jetzt der Donau zu folgen – wohnt der Stamm der Hermunduren, den Römern treu ergeben." Und dann weiter: "In ihren Gebiet entspringt die Elbe, einst ein berühmter und wohlbekannter Fluss; jetzt weiß man von ihm nur noch durch Hörensagen.“
Tacitus hat seine Germania im 1. Jahrhundert n. Chr. geschrieben. Ein Teil der Hermunduren lebte damals in Franken, das von den Markomannen gräumt worden war. Nur, es gibt nur einen Flusss, der aus Franken in Richtung Nordsee fließt, und das ist die Saale, die bei Barby in die Elbe mündet.
Unsere heutige Elbe entspringt im Riesengebirge, durchbricht das Böhm. Mittelgebirge und das Elbsandsteingebirge und fließt von Südosten nach Nordwesten durch Germanien in das Nordmeer (Nordsee).
Wenn Tacitus die heute festgelegte Quelle (er kannte unsere modernen Festlegungen hierzu nicht, wie auch) gekannt hätte, hätte er dann nicht als Quellort das Vandalische Gebirge angeben müssen, dort wohnten aber nie Hermunduren.
Dazu noch einen Tip von mir: Nehmen Sie eine Karte des Ptolemäus (ausdrucken aus Internet), legen eine moderne Karte Deutschlands daneben und übertragen Sie dann die Saale in die historische Karte - Viel Spaß und Große Erkenntnis!
Wenn also die heutige Saale bei Tacitus der Oberlauf der "Elbe" war, dann müsste es aber auch völlig neue (oder wieder alte, siehe Wilhelm) Überlegungen zum Feldzug des Drusus im Jahre 9 v. Chr. und den Feldzügen von Tiberius und Ahenobarbus geben.
Noch einen Tip zur Literatur: Ich habe festgestellt, dass die Literatur vor der "Bearbeitung" durch Mommsen die genauesten Informationen enthält. Ein Beispiel ist Aug. Bened. Wilhelm, der bereits 1825 die Feldzüge des Drusus südlich des Harzes vermutete.
Übrigens erkannte Knoke auch bereits schon 1885, dass die Gegend bei Gut Barenaue (heute als Schlachtfeld Kalkriese bekannt) nicht der Ort der Varusschlacht ist.
Ein frohes Fest wünscht von der Mündung der Saale in die Elbe
J. Schindler