Seit vielen Generationen geht jetzt schon die Diskussion über Arminius, freies Germanien ect. Irgendwie kommt es mir immer so vor, als seien die Maßstäbe dabei verschoben. Kurz meine Meinung dazu.
1. Eroberungsaktivitäten des röm. Reiches waren nicht "aus dem Bauch raus" und gefühlsdusselig (was erobern wir jetzt?), sondern wirtschaftlich kalkuliert. Es ging der Oberschicht letztlich darum, Geld und Macht zu maximieren. Kriegsziel war immer die wirtschaftliche Ausbeutung.
2. Bisweilen wurden Feldzüge nötig, um das bereits Erreichte nicht zu verlieren (Kimbern/Teutonen etc.). Abwehrkriege gab es bei der Vielzahl an Grenzen fast ständig und im Lauf der Zeit auch zunehmend.
3. Mit Germanien verbanden die Römer spätestens seit dem 1.Jh.v.Chr. ein Bedrohungsszenarium. Konsequent versuchte man daher, dieses Gebiet zu unterwerfen. Ziel war hier in erster Linie, Ruhe zu bekommen. 4. Wer sich in Museen umgesehen hat, weiß dass wirtschaftlich von den Germanen nicht viel zu holen war. Das Land war nicht besonders fruchtbar, Handwerk und Bergbau nicht der Rede wert. Im Gegensatz zu den zivilisatorisch sehr viel weiter entwickelten Kelten (Urbane Strukturen, hoher Grad an Arbeitsteilung) waren die Germanen ein primitiver Bauern-/Krieger-Haufen. Es gab außer Dörfern und ein paar eher zweifelhaft befestigter Fürstensitze nichts zu erobern.
5. Nach dem Varrusdesaster wurde unter Germanicus zwar nochmals Dampf gemacht, letztlich war das Interesse Roms an der Gegend aber begrenzt. Es lohnte einfach nicht, hier noch weiter zu machen.
Arminius & Co. haben ihr Ziel wohl erreicht. Nicht unbedingt aufgrund ihrer überragenden Wehrkraft, sondern wegen dem beschränkten Interesse der Römer an Germanien. Die Beweise dafür gehen bis ins 2. Jh., als Trajan lieber das reiche Persien niedermacht, als sich mit den armseligen Strukturen Germaniens auseinanderzusetzen.
Erst sehr viel später gelingt es Karl dem Großen in einem Feldzug von über 20 Jahren die Gegend zu unterwerfen.
Gruß Martin